Hier möchten wir Ihnen Funktion und Nutzen von Selbsthilfegruppen beschreiben. Weiters möchten wir ein paar Erklärungen zu Selbsthilfegruppen darlegen.
Selbsthilfegruppen
sind selbstorganisierte Zusammenschlüsse von Menschen, die ein gleiches Problem oder Anliegen haben und gemeinsam etwas dagegen bzw. dafür unternehmen möchten. (aus Wikipedia.org)
Beweggründe, eine Selbsthilfegruppe (SHG) aufzusuchen, sind unter anderem: Die tiefe Verzweiflung und das Alleingelassensein nach einer Diagnose; das Bedürfnis Hilfe zu erhalten und selbst zu helfen oder der Wunsch andere Betroffene kennenzulernen und mit Ihnen Meinungen, Erfahrungen und Informationen auszutauschen.
Gespräche über die eigenen Gefühle, der gegenseitige Erfahrungsaustausch über den praktischen Umgang mit der Erkrankung aber auch das Informiertwerden durch Fachleute sind den Gruppenteilnehmern am Wichtigsten.
Viele Teilnehmer an SHG kommen durch Information in den Medien, durch Mitarbeiter im Gesundheitswesen oder durch Betroffene (Mundpropaganda) zu ihrer Gruppe.
Das AEIOU von Selbsthilfegruppen
Die Funktion von SHG kann mit fünf Begriffen umschrieben werden:
A - wie Auffangen: neue Gruppenteilnehmer, die oft deprimiert, desorientiert sind und sich alleingelassen fühlen, werden in der Gruppe “aufgefangen”, sie können ihr Leid schildern und sich darsteleln, um ihnen die Angst zu nehmen und ihnen das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein..
E - wie Ermutigen: Teilnehmer erhalten das Gefühl, es auch zu schaffen, mit der neuen Situation fertig zu werden.
I - wie Informieren: die betroffenen Teilnehmer erhalten professionelle Informationen durch Vorträge von Fachleuten, Literaturhinweise u.a.
O - wie Orientieren: Teilnehmer an SHG können sich durch den gegenseitigen Erfahrungsaustausch und das Kennenlernen von anderen Menschen, die an der gleichen Erkrankung leiden, orientieren. Sie lernen, ihre eigene Situation zu relativieren, ihre Ansprüche und Erwartungen an sich, an ihre unmittelbaren Mitmenschen und an die Professionisten im Gesundheitswesen neu auszurichten und gewinnen so Lebensqualität zurück und können Strategien für erfolgreiches Bewältigungsverhalten aufbauen.
U - wie Unterhalten: Neben den “fachlichen” Kontakten, die sich auf die Erkrankung und ihre Bewältigung beziehn, sind auch gesellschaftliche, freundschaftliche Bildungen der Gruppenteilnehmer untereinander durchaus erwünscht - wenngleich eine SHG kein “Kaffeehausklatsch” sein sollte.
SHG befriedigen das Informationsbedürfnis und die sozial-emotionalen Bedürfnisse von Menschen nach einem belastenden (unvorhergesehenen) kritischen Lebensereignis. Selbsthilfegruppenteilnehmer erleben die Tatsache, dass sie mehr über ihre Krankheit und ihre Behandlungsmöglichkeiten Bescheid wissen, als die stärkste Veränderung. Fast gleich wichtig ist es ihnen aber, sich weniger isoliert und mit ihrer Krankheit besser verstanden zu fühlen. Kaum weniger wichtig ist die Stärkung des Selbstbewusstseins, allgemein und im Auftreten gegenüber Ärzten. Dem Freizeitverlust durch die Teilnahme an Gruppenaktivitäten messen die Teilnehmer einen geringen Stellenwert bei. Er wird durch den subjektiven Gewinn an Wohlbefinden, Bewältigungskompetenz, Information, Selbstbewusstsein und Verstandenwerden durch andere reichlich kompensiert.
Langjährige Teilnehmer an SHG nehmen an sich stärkere Veränderungen wahr: sie önnen mit ihrer Krankheit besser umgehen, wissen besser über ihre Krankheit und deren Behandlungsmöglichkeiten Bescheid, haben weniger Angst vor der Krankheit und erleben sich allgemein und gegenüber Ärzten selbstbewußter. Die Veränderungen sind auch umso stärker, je regelmäßiger, “disziplinierter” sowie die Gruppentreffen besuchen, je rascher nach der Diagnose die Teilnahme beginnt und je größer die Aufnahmebereitschaft der Gruppe ist. Der kosequente Besuch der Gruppentreffen und der frühe Zeitpunkt des Einstiegs in die SHG hängen stark mit größerer Informiertheit zusammen, vermitteln mehr Kompetenz im Umgang mit der Krankheit und ihren Behandlungsmöglichkeiten und fördern die Freude und den Lebensmut.
Je wichtiger die SHG genommen wird, desto stärker werden auch die durch sie bewirkten Veränderungen erlebt: man kann mit der Krankheit und ihren Folgen besser umgehen, man hat mehr Freude und Lebensmut gewonnen, man ist selbstbewußter geworden, man fühlt sich besser verstanden und weniger isoliert. Jene Teilnehmer, die ihre SHG wichtig nehmen, erleben einen unschätzbaren Zugewinn an Kompetenz, Lebensmut und Wohlbefinden.
Quelle: Studie des Fonds Gesundes Österreich, fgoe.org
Hier möchten wir die 3 unterschiedlichen Begriffe aus dem weitläufigen Themenkreis beleuchten und etwas Licht ins Dunkel des Begriff- Dschungels bringen.
Psychologe:
Der Psychologe ist in Österreich ein geschützter Titel, der mit Abschluss des Studiums der Psychologie erreicht wird. Psychologische Tätigkeiten dürfen nur von Psychologen ausgeführt werden, sonst drohen rechtliche Konsequenzen. Psychologen haben verschiedene Schwerpunkte und Zusatzqualifikationen sowie regelmäßige Fortbildungen zwecks Qualitätskontrolle. Psychologische Beratung und Behandlung, präventiv oder bei klinischen Störungen, gibt es in unterschiedlichen Settings:
Klinische Psychologie: Das Tätigkeitsfeld sind psychische Störungen und Belastungen (Depression, Burnout, Persönlichkeitsstörung, etc.). Psychologische Behandlung im Vordergrund, meist im klinischen Setting (z.B. Krankenhäuser, Institute oder Praxis).
Gesundheitspsychologie: Im Mittelpunkt stehen Gesundheit erhalten/wiedererlangen bzw. Aufrechterhaltung von Wohlbefinden bei chronischen Erkrankungen, Stress, Überbelastung, Kommunikation, Partnerschaft, etc.
Arbeitspsychologie: Bearbeitet im Kontext von Arbeitgeber und Arbeitnehmer Konflikte (z.B. Führungskräfte, Kommunikation, Arbeitsplatzgestaltung)
Sportpsychologie: Psychologische Tätigkeit bei Sportlern, Athleten und Trainern. Arbeit an mentaler Stärke, Motivation, Nervosität, Teambuilding, Verletzungen etc.
Weiters gibt es u.a. Verkehrspsychologie, Wirtschaftspsychologie, Personalpsychologie, Umweltpsychologie, Sozialpsychologie, Notfallpsychologie
Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP), 1040 Wien, Möllwaldplatz 4/4/39, Tel.: +43 1 4072671-0, E-Mail: boep@boep.or.at, www.boep.or.at
Psychiater:
Psychiater haben nach Abschluss des Medizinstudiums eine Zusatzausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin. Ein Psychiater ist Arzt. Diese intensive Ausbildung ermöglicht es Psychiatern, psychotherapeutische Maßnahmen in einen medizinischen Gesamtbehandlungsplan zu integrieren. Sie dürfen auch medikamentöse Therapien (z.B. Psychopharmaka) verschreiben.
Der Begriff Psychiatrie bedeutet „Heilkunde für psychische Erkrankungen“. Der Fachbereich befasst sich mit der Forschung, Diagnose und Behandlung psychischer Störungen.
Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP), 1145 Wien, Baumgartner Höhe 1, Tel.: +43 1 91060-13311, E-Mail: sylvia.blebann@aon.at, www.oegpp.at
Psychotherapeut:
Ein Psychotherapeut kann, muss aber kein Psychologe oder Mediziner sein. Voraussetzung ist aber eine mehrjährige, genau geregelte und fundierte Ausbildung.
Psychotherapeuten behandeln psychosozial oder psychosomatisch bedingte Verhaltensstörungen und Leidenszustände. Merkmale sind eher ein langfristiges und tief gehendes Vorgehen, sogenannte „Biografie-Arbeit“.
In Österreich sind derzeit 21 unterschiedliche Verfahren zugelassen. Die bekanntesten psychotherapeutischen Schulen sind Familientherapie, Integrierte Gestalttherapie, Individualpsychologie, Logotherapie, Psychoanalyse, Systemische Therapie und Verhaltenstherapie/Kognitive Therapie.
Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP), 1030 Wien, Löwengasse 3/5/Top 6, Tel.: +43 1 5127090, E-Mail: oebvp@psychotherapie.at, www.psychotherapie.at
Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, 1090 Wien, Lustkandlgasse 3-5, Tel.: 0664/9223222, E-Mail: voepp@aon.at, www.voepp.at